Kommentar von Konstantin Wecker zum “Bayern-Beben”.
Das Bayern-Beben, das wir uns erhofft haben, liegt wenige Tage hinter uns. In der CSU brechen die zu erwartenden Diadochen-Kämpfe aus. Aber ich muss schon sagen: ich bin immer noch am Verdauen dessen, was an diesem denkwürdigen 28. September 2008 geschehen ist. Wer die letzten Jahrzehnte an das frustrierende Ritual von Bayernwahlen mit sattem CSU-Sieg gewöhnt war, hatte am letzten Sonntag wirklich einmal Grund zum Feiern und Staunen.Es waren das übrigens nicht einfach nur Verschiebungen im bürgerlichen Lager, wie uns die CSU jetzt weismachen will. Erstens sind 17 Prozent Minus keine Verschiebung, sondern eine Lawine. Ich kann mich an gar keine Landtagswahl erinnern, wo irgendeine Partei annähernd soviel verloren hätte. Zweitens gibt es bekanntlich auch im Bürgertum erhebliche Unterschiede. Zum Beispiel zwischen doch wohl zweifellos sehr bürgerlichen Grünen und CSU.
Drittens ist übrigens auch der Schritt von der CSU zu den Freien Wählern nicht einfach nur ein Schritt zu Seite, sondern einer in die richtige Richtung. Für mehr Mitbestimmung auf lokaler Ebene, gegen die Arroganz der CSU, gegen industrielle Irrsinnsprojekte aller Art, gegen Genfood, für Abschaffung der Studiengebühren – diese Stimmungen und Anliegen drückten auch die Freien Wähler aus, und dafür hat man sie gewählt – nicht dafür, dass sie etwa der CSU so ähnlich wären. Read the rest of this entry ?
Wünsche werden wahr. Auch wenn ich mir das schon gewünscht hab, als er noch Innenminister in Bayern war, spätestens jetzt ist es amtlich. Er ist weg! Ein Demokrator weniger…
Hab grad n Interview mit Beckstein gelesen, das Friedmann geführt hat. Die Fragestellungen sind mal wieder super ;D
Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) im Gespräch mit Michel Friedman über moderne Kreuzzüge, die Probleme Roland Kochs und Antidemokraten
Michel Friedman:
Herr Beckstein, haben Sie heute eigentlich schon alle Linken gekreuzigt, wie Ihr Chef, der Parteivorsitzende Erwin Huber, es von jedem CSUler erwartet?
Günther Beckstein:
Heute nicht. Aber ich werde jeden Tag die Auseinandersetzung mit der Linken führen.
Michel Friedmann:
Na ja, es geht ja nicht um Auseinandersetzen. Sie sollen kreuzigen, hat Ihr Chef Huber gesagt.
Beckstein:
Erwin Huber hat selbst gesagt, dass es ihm nicht um einen historischen Kreuzzug des Mittelalters geht …
„Diese Zahlen dürften bei Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber gar nicht gut ankommen: Laut einer aktuellen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks liegt die CSU unter der magischen Marke von 50 Prozent. Und: Im Landtag wären demnach fünf Parteien vertreten.“ Quelle: BR; CSU fällt auf 48 Prozent
Wie nicht anders erwartet und schon mehrmals von mir hier darauf hingewiesen, wird es bundesweit zu Einschränkungen kommen, wenn die Bayern ihr Versammlungsrecht beschneiden bzw. die Bayern von Beckstein & Co beschnitten werden. Das trifft es wohl eher. Jetzt gute 1,5 Wochen nachdem dies geschehen ist, schreibt redblog jetzt in einem Artikel, dass es in BaWü als nächstes Beschneidungen geben wird.
Dass die geplante Beschneidung auch auf ArbeitnehmerInnen zutreffen kann, wenn Sie Streikversammlungen abhalten scheint der Politik egal zu sein. Der Gipfel jedoch:
Ich rechne und erwarte dass sich Tausende Menschen, wie in München auch, dagegen wehren. Des Weiteren rechne ich damit, dass trotz Widerstand von Organisationen, Gewerkschaften und Wählern kein CDU-Schwanz die Beschneidung aufhalten wird.
Dieses Jahr neu von mir entdeckt: Nockherberg. Absolut genial wie man Politiker auf die Schippe nehmen kann und dabei noch genauso aussehen und reden kann. (Insbesondere bei Hrn. Beckstein).
Mehr Infos zum Nockherberg:
Auftaktveranstaltung des jährlichen Salvator-Ausschanks ist die Starkbierprobe. Die Besonderheit dieser Veranstaltung liegt in der Anwesenheit vieler bayerischer Landes- und Bundespolitiker. Durch die Übertragung im Bayerischen Fernsehen seit 1982 ist der Starkbieranstich auf dem Nockherberg auch einem breiten Publikum zugänglich. Die Fernsehübertragung 2004 wurde von etwa 2,8 Millionen Zuschauern verfolgt [10].
Historische Bierprobe
[…]
Höhepunkt der Veranstaltung ist das Politiker-Derblecken, ein politisches Kabarett vor geladenen Gästen, bestehend aus einer Festrede und einem anschließenden Singspiel. In beiden Beiträgen werden aktuelle Themen der Münchner sowie der Landes- und Bundespolitik behandelt, mit mehr oder weniger feiner Ironie und teils heftigen Seitenhieben auf Politiker gleich welcher Partei. Nicht derbleckt, also in den Festbeiträgen nicht auf die Schippe genommen zu werden, kann für einen bayerischen Politiker beinahe schon als Zeichen mangelnder Bedeutung oder fehlender Persönlichkeit angesehen werden.
„Es stimmt schon, Herr Rothemund, dass Sie 70 Prozent kennen, denn die anderen 30 Prozent haben Sie ja gewählt.“
– Hannes Burger: Fastenpredigt 1983, über den bayerischen SPD-Vorsitzenden Helmut Rothemund